Vor 14 Jahren konnte die Gesamtschule in Brand als Modellschule für Aachen eine Integrationsklasse einrichten in der behinderte und nicht behinderte Schüler gemeinsam unterrichtet werden. Seither gibt es an der Gesamtschule Brand in jedem Jahrgang eine Klasse mit sonderpädagogischer Begleitung. Obwohl sich in den vergangenen Jahren etwas bewegt hat und zusätzliche Plätze an Schulen für den gemeinsamen Unterricht geschaffen wurden, ist das längst noch nicht genug.
In anderen Europäischen Ländern werden nahezu 80% !!! aller Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf integriert. Deutschland hat nur eine Quote von mageren 20% vorzuweisen. Zum Teil werden die betroffenen Kinder gegen den ausdrücklichen Wunsch der Eltern statt im gemeinsamen Unterricht, in Förderschulen unterrichtet.
Nach der UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen, dem auch die Landesregierung NRW im Bundesrat zugestimmt hat, besteht die Verpflichtung, ein alle Menschen einbeziehendes Bildungssystem einzuführen. Das bedeutet, dass jedes behinderte Kind Anrecht auf Beschulung im Regelschulsystem hat.
Statt dessen kürzt die NRW-Landesregierung die Zuschläge an Lehrerstellen um 20%. Damit ist die notwendige Verkleinerung der Klassen für den gemeinsamem Unterricht gefährdet. Die betroffenen Schulen sollen – so die Landesregierung –
auch die GU-Klassen bis zu einer Klassenfrequenz von 30 Kindern auffüllen.
In einem Fachgespräch mit dem Verein „gemeinsam leben – gemeinsam lernen Aachen e.V.“ und Reiner Priggen, Karin-Schmidt-Promny und meiner Person haben wir die Eltern bestärkt in ihrem Wunsch nach Veränderung..
Wir sehen uns in der Pflicht zu helfen und haben das Ziel, in 10 Jahren eine Umstrukturierung zu erreichen. Ein Runder Tisch zum integrativen Lernen mit Politik, Verwaltung, Eltern und Lehrern soll uns in Aachen weiterbringen. Aachen könnte hier gut eine Vorreiter-Rolle für NRW übernehmen.
Unser Wunsch ist es, dass die Schulen sich auf den Weg machen und gemeinsamen Unterricht für behinderte und nicht behinderte Kinder anbieten – auch wenn derzeit die Vorgaben durch die Landesregierung nicht positiv sind. Durch gemeinsames Vorgehen von Eltern und Schulen lässt sich viel bewegen. Schulkooperationen müssen aufgebaut und Fortbildungen für Lehrer angeboten werden, die Sonderpädagogik muss nach meinem Verständnis ein Teil der Lehrer-Ausbildung werden.
Bei allem was der gemeinsame Unterricht für behinderte und nicht behinderte Kinder an Vorteilen bietet, so darf doch der individuelle Förder- und Forderbedarf nicht vergessen werden. Der gemeinsame Unterricht ist der Einstieg, aber noch nicht die Lösung.
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